Die Schul-Charta gemeinsam leben

Auf dem Weg zu mehr Selbstverantwortung

Realschule plus Eich

Von Marion Acker, Steffen Sauder, veröffentlicht am 01.07.2015, Stand: 09.07.2015

Viele Hände helfen viel!

A. Kercher (Schulleiterin)

Wir sind das Plus!

Die Schulgemeinschaft der RS Plus Eich

Erfahren Sie mehr über die Modellschule für Partizipation und Demokratie, an der dieses Projektbeispiel entstanden ist.

Projektübersicht

Unser Weg

… zum Schulparlament:

  • Einführung von Stufenräten
  • Einsatz von Lehrer/innen als „Ratsbegleiter“
  • Umstrukturierung der SV zur „SV Plus“ durch Bildung von vier zusätzlichen themenorientierten Schüler-Gremien

… zur verbindlichen Feedback-Kultur:

  • Entwicklung von Feedback-Instrumenten
  • Feststellen des Ist-Zustands der Feedback-Kultur an unserer Schule
  • Vereinbarung verbindlicher Rahmenbedingungen zum Einholen von Schüler-Feedback

… zum Leitsatz und der Schul-Charta:

  • Ideensammlung zur Leitsatz-Formulierung
  • Einsatz einer Arbeitsgruppe aus Schülern, Eltern, Lehrern und Schulleitung
  • Formulierung eines Leitsatzes und Ausarbeitung einer „Schul-Charta“
  • Erarbeitung und Nutzung vielfältiger Möglichkeiten zur Umsetzung, Veranschaulichung und Verinnerlichung des Leitsatzes und der Schul-Charta

Ein „Plus“ an Partizipation und Demokratie durch:

  • die Entwicklung eines Schulparlaments
  • den Aufbau einer verbindlichen Feedback-Kultur
  • die Entwicklung eines Leitsatzes und einer übersichtlichen „Schul-Charta“

… darauf vertrauen, dass das Erreichen der Ziele möglich ist …
… sich vom Ideenreichtum und der Kreativität der Schülerinnen und Schüler beeindrucken und mitreißen lassen …
… Perfektions-Ansprüche zügeln und einen Schritt nach dem anderen gehen …

Projektbeschreibung

Dokumentation: Jeder Weg beginnt mit den ersten Schritten

Unser Weg zum Schulparlament

Nachdem an unserer Schule der Klassenrat bereits seit einigen Jahren in allen Klassen etabliert war und gut funktionierte, wollten wir die Möglichkeiten der Schüler/innen, das Schulleben aktiv mitzugestalten, ausdehnen und weitere konkrete Ansatzpunkte für ihre Mitarbeit und gelebte Eigenverantwortung schaffen. So bestand der nächste Schritt in diese Richtung für uns darin, Stufenräte einzuführen und die Struktur unserer SV in eine „SV Plus“ umzugestalten.

Inzwischen bilden alle Klassenratsvorsitzenden einer Klassenstufe und deren Stellvertreter/innen jeweils einen Stufenrat. Dieser wählt wieder Vorsitz und Stellvertretung sowie eine/n Protokollant/in und befasst sich klassenübergreifend mit den Anliegen und Aufgaben der jeweiligen Jahrgangsstufe.

Die Vorsitzenden dieser Stufenräte bilden darüber hinaus die Grundlage der „SV Plus“: Sie leiten, gemeinsam mit der/dem Schülersprecher/in und ihrem/seinem Stellvertreter/in, jeweils zu zweit eine von vier zusätzlich gebildeten Arbeitsgruppen, die themenorientiert besondere Aktivitäten im Verlauf des Schuljahres in Angriff nehmen (siehe Grafiken). Im sogenannten „Event-„, „Aktions-„, „Spenden-“ und „Schüler-Orga-Team“ können alle Schüler/innen mitarbeiten, unabhängig von einem Amt im Klassen- oder Stufenrat. Sie entscheiden frei, ob sie das jeweilige Team nur für ein Projekt (z.B. die Adventskalender-Aktion) oder längerfristig unterstützen. Bei der Leitung und Organisation dieser immer wieder neu zusammengesetzten Schülergruppierungen werden die acht verantwortlichen Schüler/innen von Lehrer/innen (den Ratsbegleitern) unterstützt und beraten.

Einmal durchdacht, war die beschriebene Umstrukturierung auch schnell umgesetzt. Doch mit der bewusst geschaffenen Flexibilität bei der Besetzung der vier „SV Plus“-Teams gingen natürlich auch Schwankungen der Aktivität und Effektivität der Teams einher. Dieser Umstand machte es den jeweils vorstehenden Schüler/innen zu Beginn nicht leicht, ihre neue Aufgabe wahrzunehmen. Zudem brauchte auch die Orientierung darüber, was überhaupt konkret zu tun ist und wer nach der neuen Struktur wofür zuständig ist, bei allen Beteiligten Zeit. Doch im zweiten Jahr der Durchführung spüren wir nun bereits deutliche Verbesserungen in allen Abläufen. So begleiten wir mit wachem Blick, bewusst dosierten Anregungen und großer Neugier die wachsende Initiative und kreative Arbeit der Schüler/innen und geben den gesetzten Impulsen weitere Zeit, Früchte zu tragen. Auf den nächsten Schritt – die intensivierte Verknüpfung der SV-Arbeit mit den bereits jetzt vielfältigen Aktivitäten der Lehrer- und Elterngremien zu einem lebendigen Schulparlament, freuen wir uns schon jetzt.

Unser Weg zu einer verbindlichen Feedback-Kultur:

Feedback zu geben, gehört zum Alltagsgeschäft im Lehrerberuf, Schülerfeedback zu erhalten mitunter auch. Doch regelmäßig gezielte Rückmeldungen von Schüler/innen zu Unterrichtseinheiten einzuholen und die Ergebnisse in die Gestaltung zukünftigen Unterrichts einfließen zu lassen, ist eine weitere Möglichkeit zur demokratischen Beteiligung der Kinder am Schulgeschehen, die wir gerne ausbauen wollten.

Um initial den Ist-Zustand der Feedback-Kultur an unserer Schule festzustellen, eruierten wir mit einer kleinen Umfrage unter allen Kolleg/innen, wie regelmäßig diese sich Feedback zu ihrem Unterricht geben ließen, welche Methoden sie dafür benutzten und ob die erhaltenen Rückmeldungen ihre weitere Unterrichtsplanung beeinflussten.

In der Folge verschafften wir uns einen Überblick über anerkannte und erprobte Feedback-Instrumente. Eine aus Schülern, Eltern und Lehrern zusammengesetzte Arbeitsgruppe traf sodann eine Auswahl von drei Instrumenten, die wir als für uns besonders praktikabel beurteilten: einen geschlossenen Fragebogen so- wie die Methoden „Zielscheibe“ und „Feedback-Botschafter“. Bevor die den Instrumenten zugrunde liegenden Fragen formuliert werden konnten, diskutierte die Arbeitsgruppe unter intensiver Beteiligung der Schüler/innen ausführlich die wichtigsten Aspekte „guten“ Unterrichts.

Es ergaben sich die Bereiche Ordnungsrahmen, Unterrichtsatmosphäre, Zuhören, Lernzuwachs, gutes Erklären und Methodenauswahl als Hauptkriterien, auf deren Beurteilung die Feedback-Fragen abzielen sollten.

Das Steuerteam für Partizipation und Demokratie informierte das Kollegium über die Ergebnisse der Planungsphase, machte es mit den erarbeiteten Feedback-Instrumenten vertraut und holte schließlich dessen Einverständnis zur Durchführung des Vorhabens ein. Zur Erlangung der gewünschten Verbindlichkeit legten wir als Rahmenbedingungen fest, dass innerhalb eines Erprobungszeitraumes von zwei Jahren jede Lehrkraft mindestens einmal pro Halbjahr mit einem der erarbeiteten Instrumente ein Schüler-Feedback einholt und die Durchführung dokumentiert.

Dabei soll vor Beginn einer neuen Unterrichtseinheit der Klasse das Vorhaben sowie ggf. die Methode erklärt und nach Ende der Einheit die Rückmelderunde durchgeführt werden. Innerhalb einer Woche soll die Lehrkraft die (bei ihr verbleibenden) Ergebnisse auswerten und mit der Klasse, z.B. im Klassenrat, ein Rückmeldegespräch führen. Zur kontinuierlichen Verbesserung von Unterricht soll möglichst gemeinsam ein Schwerpunkt benannt und bei der weiteren Unterrichtsplanung beachtet werden.

Über die Wirksamkeit des Feedbacks befindet der Klassenrat nach angemessener Zeit und gibt seine Beurteilung über Stufenräte und Ratsbegleiter an das Steuerteam weiter. Dieses unterstützt alle Kolleg/innen bei Fragen und Schwierigkeiten während des Erprobungszeitraums und wird nach dessen Ende (Sommer 2015) die Ergebnisse zusammentragen und auswerten sowie weitere Schritte planen.

Unser Weg zu einem gemeinsamen Leitsatz:

Immer wieder stolperten wir darüber, dass die Hausordnung zwar detailliert erwünschtes und unerwünschtes Verhalten definiert, für die schnelle Intervention im Alltag aber zu umfassend und auch nicht für alle Schüler sofort verständlich formuliert ist. Zur Vereinfachung der uns umgebenden Regelflut (Unterrichtsregeln, Haus- und Schulordnung, …) wünschten wir uns eine Art übergeordnete „goldene Regel“, die alle bestehenden Vorschriften, welche ja berechtigt und sinnvoll sind, beinhaltet. Gemeinsam mit Schüler/innen und Eltern sollte ein Leitsatz gefunden werden, der uns als griffiges Motto dient und den Geist unserer Schulgemeinschaft repräsentiert. Hierzu waren alle Klassenräte, das Lehrerkollegium, der SEB und die Schulleitung aufgefordert, Vorschläge einzureichen. Auf dieser Grundlage feilte eine wieder aus allen vier Partnern der Schulgemeinschaft gebildete Arbeitsgruppe an der Formulierung des Leitsatzes.

Das Ergebnis: „Wir wollen mit Achtung und Verantwortung gemeinsam leben und lernen“.

Während dieser intensiven Arbeit zeigte sich jedoch, dass noch ein Zwischenschritt nötig war zwischen Leitsatz und detaillierter Hausordnung, welcher konkrete Handlungsanweisungen vermittelt. So entstand eine 12-teilige Schul-Charta, welche die vielen Vorschriften der Hausordnung für alle Beteiligten kurz und klar auf den Punkt bringt.

Nun sollte dieses Motto, ebenso wie die Schul-Charta, im Schulhaus, aber vor allem in den Köpfen möglichst präsent sein. Um dies zu erreichen, gestalteten wir vor den Herbstferien drei Projekttage zum Thema „Schul-Charta“, in deren Rahmen eine Vielzahl unterschiedlicher Umsetzungs- und Visualisierungsmöglichkeiten erarbeitet wurden:

  • So entstand z.B. eine Litfass-Säule, die nun im Foyer der Schule wichtige Informationen, aber auch das „Motto der Woche“ zeigt.
  • Eine eigene Schul-Hymne wurde komponiert und getextet und gelangte beim Herbstfest, das sich an die Projekttage traditionell anschloss, zur Erstaufführung.
  • Die Regeln der Schul-Charta wurden als Textstreifen an den Vertikal-Flächen der Treppenstufen angebracht und erinnern nun beim täglichen Hinaufgehen daran, wie wir uns verhalten wollen.
  • Es gab ein Anti-Mobbing-Projekt, das durch Rollenspiele Handlungsmöglichkeiten zum Umgang mit Mobbing aufzeigte, und Experimente zum Thema Gefahren durch Rauchen.
  • Bereits langfristig bestehenden Gruppen wie das Projekt „Hilfe für Ruanda“ und der Schulsanitätsdienst arbeiteten an ihren Schwerpunkten weiter und fügten sich wunderbar in das große Ganze ein.
  • Außerdem wurden Verkehrsschilder, Comics, eine Modenschau mit zum Themenkomplex selbst kreierter Mode, ein Mosaik zum Leitsatz und noch vieles mehr erarbeitet und beim Herbstfest der Schulgemeinschaft präsentiert.

Leitsatz und Schul-Charta konnten so sehr präsent gemacht werden.

Andere Projektbeispiele

©2024 Koordinierungsstelle für schulische Demokratiebildung und Modellschulen für Partizipation und Demokratie im Pädagogischen Landesinstitut Rheinland-Pfalz

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